Energiekrise

Der Begriff der Energiekrise wurde Anfang der 1970er Jahre geprägt und ist zu einem Synonym für eine starke Verknappung von Erdöl an den Weltmärkten geworden. Die heutigen regionalen und kontinentalen Krisensituationen sind – im Gegensatz zu den früheren Energiekrisen – Situationen tatsächlicher Verknappung verfügbarer Energie durch

  • durch reale Verknappung der Förderkapazitäten (z.B. Erdöl,
  • durch reale Verknappung von Rohstoffvorräten (z.B. fossile Brennstoffe hoher Qualität),
  • durch reale Knappheit der Energieumwandlungs-Infrastruktur (z.B. ersatzlose Abschaltung von Kraftwerken) und
  • durch reale Verknappung der Energieverteilungs-Kapazitäten (z.B. Stromleitungskapazitäten).

Wirkungsgefüge der Energiekrise

Wirkungsgefüge der Energiekrise – graphische Darstellung der Zusammenhänge aus Michael Bockhorst: Mit Vollgas in die Energiekrise

Historische Energiekrisen

Die Ölkrise des Jahres 1973 war eine Folge der herabgesetzten Ölproduktion und des dadurch künstlich verknappten Angebots an Öl. Sie sollte daher auch besser als eine Ölpreiskrise bezeichnet werden, weil keine substantielle technische Verknappung des Ölangebotes vorlag.

Die Ölpreiskrise der Jahre 1979/1980 wurde durch den Krieg zwischen Irak und Iran verursacht, die zu Förderausfällen und eine Unsicherheiten bzgl. der zukünftigen Erdölversorgung führte.

Weitere Energiekrisen können beobachtet werden, die zunehmend substantiellen Charakter erhalten. Der Ausbau der Förderkapazitäten für Öl konnte die in den letzten Jahren stark gestiegenen Nachfrage z.B. durch China zwar ausgleichen, aber Reservekapazitäten sind immer knapper geworden. Besonders die Abschaltung von Ölförderanlagen im Golf von Mexiko im August/September 2005, die aufgrund des Hurricanes Katrina notwendig wurde, hat gezeigt, wie empfindlich Angebot und Nachfrage durch den Ausfall der Ölproduktion aus dem Gleichgewicht kommen. Folge war ein dramatischer Anstieg der Öl- und Produktenpreise.

Krisen der Energieversorgung treten aber auch bei Erdgas und Strom auf. Bei diesen Energiearten wird das Preisgefüge aufgrund der genauen Anpassung zwischen Angebot und Nachfrage ohne nennenswerte Reservekapazitäten durch politische Einflüsse oder Naturkatastrophen aus dem Gleichgewicht gebracht.

Die Energiekrise in einem umfassenden Bild

Der Begriff der Energiekrise kann aber auch wesentlich erweitert werden:

  • Versorgungskrise durch die Limitation der Verfügbarkeit von Energierohstoffen:
    Wirtschaftskriege und militärische Auseinandersetzung sind zunehmend die Folge. Dazu wird auch die Bevölkerung Energieknappheit und hohe Energiepreise, die die soziale Stabilität von Gesellschaften gefährden, zu spüren bekommen.
  • Umweltkrise durch Emission von Giften und die exzessive Flächennutzung:
    Gesundheitliche Beeinträchtigungen leichter bis schwerer Art sind zu erwarten. Dazu kommt die Flächenkonkurrenz zwischen Nahrungsanbau, Energiepflanzen-Anbau sowie dem so wichtigen Erhalt naturnaher Landschaften.
  • Klimakrise durch die Emission von Treibhausgasen:
    Die Folgen liegen zwischen einem langsamem Klimawandel und einer Klimakatastrophe. Ein langsamer Klimawandel bedroht Gesellschaften, weil sie sehr viel Aufwand treiben müssen, sich an die veränderten Bedingungen anzupassen. Eine plötzliche Klimakatastrophe würde viele Opfer fordern, weil sie die Überlebensfähigkeit von großen Teilen der Menschheit in Frage stellt.
  • Gesellschaftskrise durch einen Verhaltenswandel aufgrund des Einsatzes von Energie für industrielle Produktion oder zunehmende Mobilität:
    Selten erwähnt, aber eine der tiefgreifendsten Änderungen durch den Einsatz von Energie ist der Wandel unseres persönlichen Verhaltens sowie der Wandel ganzer Gesellschaften. Dieser führt zunehmend zu einer Entfremdung von ursprünglichen, noch in unseren Gehirnen fixierten Verhaltensweisen.

HISTORY:
2008-03-28: Update: Struktur, Abbildung aus „Mit Vollgas in die Energiekrise …“
2006-12-12: Init