Gezeitenkraftwerk

Ein auf der Nutzung der mit den Gezeiten auftretenden Höhendifferenzen des Wasserspiegels und der daraus resultierenden Wasserströmungen basierendes Kraftwerk. Die Nutzung der Gezeitenenergie wird den erneuerbaren Energien zugerechnet.

Typen von Gezeitenkraftwerken

Typische Gezeitenkraftwerke bestehen aus einer Bucht, die durch einen Damm vom offenen Meer abgetrennt ist. In diesem Damm befinden sich die zur Stromerzeugung genutzten Turbinen, die bei Flut von der Meeresseite, bei Ebbe von der Buchtseite mit Wasser beschickt werden.

Derzeit werden auch alternative Verfahren diskutiert, bei denen Merresströmungsturbinen eingesetzt werden, welche die Strömungen, die zwischen Ebbe- und Flutpegeln entstehen, energetisch nutzbar machen.

Erfahrungen und Gefahrenbewertung

Die Idee der Nutzung der Gezeiten zur Energieerzeugung ist – in konkreter Weise – etwa 100 Jahre alt, das größte derzeit in Betrieb befindliche Kraftwerk diesen Typs ist nahe der Rance-Mündung in Betrieb, weitere, sehr viel größere sind in vorläufiger Planung. Unmittelbare Gefahr geht für Menschen, Tiere und Pflanzen – wie bei der Nutzung der Wasserkraft – nicht aus.

Andererseits sind solche Projekte immer ein tiefer Eingriff in die betroffenen Ökosysteme: Beispielsweise stellt der Damm eine für Meeresbewohner praktisch unüberwindbare Barriere zwischen Meer und Bucht dar und die Dynamik der Wasserstände wird durch die zeitweise Stauung des Wassers verändert. Stark an die ursprünglichen Bedingungen angepaßten Arten kann damit die Existenzgrundlage enzogen werden.

Das französische Kraftwerk an der Rance-Mündung hat gezeigt, daß die Energieerzeugung in einem Gezeitenkraftwerk effizient möglich ist. Im Falle des Einsatzes solcher Kraftwerke in großem Maßstab müssen die ökologischen Auswirkungen für jeden für den Kraftwerksbetrieb geeigneten Standort genauestens abgeschätzt werden. Soziale bzw. wirtschaftliche Folgen – beispielsweise für den Fischereibetrieb – müssen ebenfalls betrachtet werden.

Der Einsatz von freistehenden Turbinen läßt geringere Nebenwirkungen erwarten, weil die massive Abtrennung durch einen Damm wegfällt. Allerdings muß im Rahmen einer Technikfolgenabschätzung vorab geklärt werden, inwieweit die verlangsamte Strömung, ggf. Infraschall usw. Auswirkungen auf die die Turbinen umgebenden Lebensgemeinschaften haben. Hier ist die Dichte der Aufstellung dieser Turbinen ein wesentlicher Faktor.

2007-12-30: Freistehende Turbinen, Struktur