Nachtspeicherheizung

Heizungssystem, welches

  • Wärme speichert, die
  • mit elektrischer Energie erzeugt wurde,
  • möglichst in Zeiten eines Überangebots an elektrischer Energie eingespeist wird und
  • bei Bedarf mit einem Lüfter an Räume abgegeben wird.

Die einzelnen Geräte werden auch als Nachtspeicheröfen bezeichnet.

Historische Bedeutung

Elektrische Nachtspeicherheizungen wurden in den 1960er Jahren in vielen Wohnungen in Deutschland installiert. In Erwartung eines hohen Angebots an elektrischer Energie (im folgenden Strom genannt) durch Kernkraftwerke wurden geringe laufende Heizkosten erwartet. Zudem waren die Installationskosten vergleichsweise gering – statt aufwendiger Wasserrohre wurden elektrische Leitungen verlegt.

  • Im Vergleich zu Erdgas als Primärenergieträger für das Heizen konnte zudem ein Anschluss für das Erdgas sowie der Kamin eingespart werden.
  • Im Vergleich zu mit Heizöl befeuerten Heizungen konnten der Lagerraum/die Tanks eingespart werden.

Aktuelle Situtation

Einerseits wurde der Ausbau der Stromerzeugung mit Kernkraftwerken nach dem GAU im Kernkraft Three Mile Island, Harrisburg, USA und durch den Super-Gau in Tschernobyl, UdSSR (heutige Ukraine) gestoppt.
Andererseits ist der Strombedarf für den Betrieb vieler neuer Geräteklassen – z.B. multimediale Unterhaltungssysteme, Computer- und Netzwerksysteme – deutlich gestiegen.
Die Stromkosten stiegen und die Nachspeicherheizungen wurden im Unterhalt überproportional teurer als andere Heizungssysteme.

Zum Vergleich: Heute (01/2012) kostet eine Kilowattstunde Wärme, erzeugt mit den jeweiligen Energieträgern …

  • bei Strom ca. 25 Cent,
  • bei Heizöl ca. 12 Cent (70 Prozent Systemwirkungsgrad) und
  • bei Erdgas ca. 8 Cent (70 Prozent Systemwirkungsgrad)

Zudem wird Strom als zu wertvoll betrachtet, um ihn für Heizungszwecke zu verwendet.

Zukunft von Nachtspeicherheizungen

Der im Jahr 2011 durch die aktuelle Bundesregierung eingeleitete beschleunigte Ausstieg aus der Nutzung der Kernenergie stellt die Frage in den Vordergrund, wie der Energiebedarf Deutschlands sicher, wirtschaftlich und gering umweltbelastend gedeckt werden kann.

Die erneuerbaren Energien, die zu einem hohen Anteil der Stromgestehung leisten, sind neben der in Deutschland kaum weiter auszubauenden Wasserkraft die Windkraft und Photovoltaik. Windkraft und Photovoltaik haben den prinzipiellen Nachteil, dass die Strom variabel bereitgestellt wird. Stromangebot und -nachfrage müssen durch Regelkapazitäten ausgeglichen werden. Diese Regelkapazitäten werden durch relativ schnell und weitläufig regelbare Gaskraftwerke und Wasserkraftwerke realisiert. Die deutsche Kapazität der Wasserkraftwerke kann jedoch kaum weiter ausgebaut werden.

Pumpspeicherwerke sind eine Alternative, Strom als potentielle Energie des hochgepumpten Wassers zwischenzuspeichern und bei Bedarf durch Turbinen wieder in Strom umzuwandeln. Hier gilt aber das für Wasserkraftwerke gesagte: Ein Ausbau der Kapazitäten ist nur bedingt möglich. Zukünftige Regelkapazitäten werden daher voraussichtlich als Gasturbinenkraftwerke realisiert.

Nachtspeicherheizungen könnten in Zukunft eine Rolle spielen, weil sie Strom mit 100-prozentigem Wirkungsgrad in Wärme umwandeln und diese Wärme über mehrere Tage, bei großvolumigen Einheiten auch über mehrere Wochen oder Monate speichern können.
In energetisch sanierten Häusern mit einem Wärmebedarf von etwa 30-50 kWh pro Jahr und Quadratmeter könnte zudem der bestehende Heizungskreislauf einer Erdgas- oder Ölheizung weiterverwendet werden; die Wärme wird aus einem zentralen Speicherblock bereitgestellt, der z.B. im Keller statt eines Öltanks installiert wird.